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Die Regenbogenwerkstatt – wo Vielfalt zelebriert wird



Man sagt ja, dass Musik verbindet. Und weil ich durch meinen Job sehr viel unter Leute komme, ist mir eine Idee gekommen: Wie schön wäre es, wenn nicht nur ich diese spannenden Menschen und die damit verbundenen Lebensgeschichten, die ich durch meine Gigs kennenlerne, sondern auch ihr?

Aus diesem Grund habe ich „companion“ gegründet, hier möchte ich euch inspirierende Persönlichkeiten und beeindruckende Unternehmen vorstellen, die Lust auf das Leben machen. Und weil ich meinem Namen gerecht werden möchte, gehen wir einfach mal back to my roots!

Begonnen hat meine Geschichte mir ihr im Dezember 2022. Mein Sohn war noch kein Jahr alt, da bekam ich einen Anruf. „Eli, magst du nicht bei unserer Release-Party auflegen? Wir suchen noch eine DJ für unsere Hochzeitsplattform!“ Das war mein erster Kontakt mit Viktoria Pöll. Ich nahm den Job an und meine Karriere als DJ nahm ihren Lauf.

Jahre später las ich in der Wienerin einen Artikel über die Regenbogenwerkstatt, einer feministischen, lgbtqiap+ freundlichen Eventagentur, die von Viki gegründet wurde. Die gebürtige Oberösterreicherin sorgt mit ihrer Event- und Hochzeitsplanung für mehr Vielfalt und Sichtbarkeit in einer nach wie vor konservativen und heteronormativen Branche. Sofort war ich von der Idee begeistert. Also schrieb ich Viki ein paar Monate später und erzählte ihr von „companion“. Sie freute sich, dabei zu sein und so trafen wir uns in ihrem Office im Wedding Loft im 7.Bezirk.



Eli: Erzähl uns doch mal deinen Werdegang und wie du zur Regenbogenwerkstatt gekommen bist!


Viki: Ich bin nach Wien gekommen, um Wirtschaftsrecht zu studieren und habe in einer Anwaltskanzlei gearbeitet. Das war aber nicht so meins und deswegen habe ich nebenbei einen Kurs zur Weddingplanerin gemacht, weil mich die Eventbranche immer schon fasziniert hat. Zeitgleich, das war 2019, wurde die gleichgeschlechtliche Ehe in Österreich eröffnet und so kam es, dass zwei Fußballfreund*innen heiraten wollten. Sie fragten mich, ob ich nicht ihren Polterer organisieren möchte. Das hat voll Spaß gemacht und während der Hochzeit habe ich mitbekommen, dass es noch viele Vorurteile gegenüber queeren Paaren gibt, was die Planung sehr erschweren kann. Die Branche ist nach wie vor sehr heteronormativ geprägt. Also entschied ich mich, die Regenbogenwerkstatt zu gründen und kündigte bald darauf in der Anwaltskanzlei. Zu der Zeit bekam ich auch das Angebot, freelance für hochzeit.click zu arbeiten und somit wurde mir eine Tür in die Hochzeitsbranche geöffnet.


Eli: Was ist das Ziel der Regenbogenwerkstatt?


Viki: Mit der Regenbogenwerkstatt möchte ich einen Safe Space in der Hochzeits- und Eventbranche schaffen, in dem alle Beziehungsformen und Identitäten willkommen sind. Hier muss sich niemand erklären, sondern jede*r kann einfach so sein, wie sie*er möchte. Um dieses Ziel zu erreichen, baue ich auf ein Netzwerk von queer- und transfreundlichen Dienstleister*innen, die mit der nötigen Sensibilität und Awareness arbeiten.

Ein Beispiel wäre ein/eine Fotograf*in, der/die die Paare oder Polyküle mit falschen Pronomen anspricht oder bei den Posen auf traditionelle ‚männliche‘ und ‚weibliche‘ Rollenbilder besteht. So etwas kann ein Gefühl von Unwohlsein auslösen. Niemand sollte sich auf der eigenen Hochzeit oder Liebesfeier rechtfertigen oder Bildungsarbeit leisten müssen – das ist ihr Tag, und solche Momente können den Zauber davon nehmen.

Als Hochzeitsplanerin sehe ich es als meine Aufgabe, solche Situationen so gut wie möglich zu vermeiden. Mir geht es darum, die Wünsche und Bedürfnisse der Paare oder Polyküle in den Mittelpunkt zu stellen und ihnen einen Raum zu geben, in dem sie sich wohlfühlen und ihre Liebe frei feiern können.

Sie soll ein Safe Space für Liebende sein und ein Netzwerk für queere- und transfreundliche Dienstleister*innen sein. Hier muss ich mich nicht erklären und kann ich selbst sein. Ein gutes Beispiel ist der klassische Couple-Shot, wo es passieren kann, dass das Paar mit falschen Pronomen angesprochen wird und sich unwohl fühlt, weil es männlichen oder weiblichen Posen bzw. Vorstellungen entsprechen muss. An solch einem Tag sollte das Paar sich nicht rechtfertigen. Ich als Hochzeitsplanerin verstehe mich als Puffer, weil es meine Aufgabe ist, auf die Wünsche und Bedürfnisse des Brautpaares einzugehen und sie vor unangenehmen Situationen zu bewahren.



Eli: Was ist der blinde Fleck und wo muss man noch Bewusstsein schaffen, wenn es um queere und transfreundliche Hochzeiten geht?


Viki: Ein großer blinder Fleck in der Hochzeitsbranche ist das fehlende Bewusstsein dafür, was es bedeutet, wirklich queer- und transfreundlich zu arbeiten. Viele Dienstleister*innen sagen, es sei ihnen egal, wer heiratet, doch unbewusste Vorurteile bleiben oft bestehen. Wir alle wachsen mit Vorurteilen auf – entscheidend ist, ob wir bereit sind, zuzuhören, uns weiterzubilden und die Wünsche der Paare/des Polyküls respektvoll zu berücksichtigen.

Ein Beispiel ist die Ansprache: Statt zu raten, welche Pronomen jemand nutzt, kann man einfach fragen oder neutral bleiben, z. B. mit „Hallo + Name“. Kleine Gesten wie diese zeigen sofort, dass alle willkommen sind.

Die Geschichte homosexueller Menschen und ihre Kämpfe dürfen nicht vergessen werden. Es geht um mehr als Akzeptanz – es braucht sichere Räume, in denen sich niemand rechtfertigen oder Vorurteilen ausgesetzt fühlen muss.

Für Paare/Polyküle ist oft unklar, welche Dienstleister*innen wirklich queer- und transfreundlich arbeiten. Offene Haltung zeigt sich nicht nur in Worten, sondern in Taten. Deshalb habe ich ein Netzwerk aufgebaut, das Paare/Polyküle mit bewussten und unterstützenden Kontakten verbindet.

 

Man kann sich ruhig mehr mit der Thematik auseinandersetzen. Denn ich höre oft, dass es den Dienstleister*innen egal ist, wer heiratet. Aber es ist doch nach wie vor ein Unterschied und es gibt unbewusst leider immer noch genügend Vorurteile.

Ein weiterer blinder Fleck in der Hochzeitsbranche ist sicher noch, herauszufinden, wer queer- und transfreundlich ist und wer sich für die damit verbundenen Werte einsetzt. Deswegen wollte ich auch ein Netzwerk und eine Community aufbauen, weil ich durch meine Arbeit in der Hochzeitsbranche oder bei queeren Events viele nützliche Kontakte kennengelernt habe.


Eli: Was würdest du Hochzeitspaaren abschließend mit auf den Weg geben wollen?


Viki: Die Hochzeitsbranche ist natürlich von vielen Traditionen geprägt, aber mein Tipp ist, einfach das zu tun, was sich für euch richtig anfühlt. Wenn Bräuche wie das Brautstehlen oder das Übergeben am Altar nicht zu euch passen oder ihr euch eine unkonventionelle, vielleicht feministische Hochzeit wünscht – dann macht es einfach anders. Es ist euer Tag, und er sollte so sein, wie ihr euch ihn vorstellt. Lasst euch nicht von äußeren Erwartungen beeinflussen, sondern hört auf euch und eure Wünsche. Besonders für queere Paare/Polyküle ist es wichtig, sich bewusst mit Traditionen und Erwartungen auseinanderzusetzen und zu entscheiden, welche wirklich zu eurer Beziehung und Identität passen. Sucht euch Dienstleister*innen, die euch und eure Identität wertschätzen – und sorgt dafür, dass der Tag in einem Umfeld stattfindet, in dem ihr euch absolut authentisch und frei fühlen könnt. Es geht darum, einen Raum zu schaffen, der ganz euch gehört!

Die Hochzeitsbranche lebt von so vielen Traditionen und etliche Dienstleister haben genaue Vorstellungen, wie zum Beispiel vom Tagesablauf. Mein Tipp ist, dass man diese ganzen konventionellen Vorgehensweisen ignoriert und stattdessen sein eigenes Ding macht. Man kann und soll diese Bräuche auch kritisch hinterfragen, wenn man sich zum Beispiel eine feministische Hochzeit wünscht. Denn es ist euer Tag und wenn man einfach nur Pizza essen gehen und danach eine coole Party schmeißen möchte, ist das völlig in Ordnung. Und wenn euch Leute nicht so akzeptieren, wie ihr seid, dann müsst ihr die auch nicht einladen und könnt die auch wieder ausladen. Denn es ist euer Tag und keiner soll euch da was einreden, mit dem ihr euch unwohl fühlt!


Eli: Liebe Viki, vielen Dank für das interessante Interview!


Viki: Danke dir, Eli!








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